Symposium 2010
Internationales Forschungssymposium „Rudolf Otto – Subjekt und Religion“ am 5. bis 7. Dezember 2010
Rudolf Otto
Rudolf Otto ist eine Schlüsselfigur der protestantischen Theologie des frühen 20. Jahrhunderts. Durch seine Verbindung von Phänomenologie und Transzendentalphilosophie versuchte er, individuelle religiöse Repräsentationen in allgemeingültigen Aussagen zu formulieren. Der Ansatz beim religiösen Gefühl erlaubte die Weiterführung derjenigen Traditionslinie protestantischer Theologie, die im frühen 19. Jahrhundert mit F.D.E. Schleiermacher ihren kongenialen Gründervater gefunden hatte.
Die neuerliche Beschäftigung mit Rudolf Ottos Werk stellte im Rahmen des internationalen Forschungssymposiums die Begriffe „Subjekt“ und „Religion“ in den Mittelpunkt der Forschungsarbeit. Religion ist, nach Ottos Ansatz, über den Weg der (historischen) Phänomenologie gültig ausweisbar. Der Mensch ist mithin Subjekt der Religion, aber nicht ihr Grund. Die Bearbeitung dieser Spannung kann sich als entscheidend für verschiedene disziplinäre Fragestelllungen aktueller Forschung erweisen.
Das Programm des Forschungssymposiums
Dr. Thorsten Dietz, Direktor des Marburger Instituts für Religion und Psychotherapie, eröffnete das Symposium mit einem Forschungsbericht zu: „Die Luther-Rezeption Rudolf Ottos oder die Entdeckung der Kontrast-Harmonie des religiösen Erlebens“. Harald Matern führte anschließend ein in „Rudolf Ottos Gefühlsbegriff vor dem Hintergrund seiner Kant- und Schleiermacherrezeption“.
Des Weiteren stellten Dr. Stefan Jäger, Peter Schütz und Prof. Dr. Hans Martin Barth in ihren Fachvorträgen Rudolf Otto in ein (spannungsreiches) Verhältnis zu Nathan Söderblom, Paul Tillich sowie zur Evolutionstheorie. Dabei lag „Das Heilige“ immer wieder im thematischen Fokus.
Stephanie Gripentrog stellte „Rudolf Otto im Kontext der Entwicklungsgeschichte der Religionspsychologie“ dar. Einen Ein- und Ausblick auf „Forschungsperspektiven zur Otto-Rezeption heute“ gab Prof. Dr. Jörg Lauster.
Zudem konnten die Symposiumsteilnehmenden die Religionskundliche Sammlung der Philipps-Universität Marburg besuchen, die 1927 vom Rudolf Otto gegründet wurde. Er setzte damit einen in Deutschland einzigartigen Sammelschwerpunkt: die Vielfalt der Religionen. Kustodin Dr. Katja Triplett führte durch die Sammlung und zeigte Objekte der Religionen der Welt, u.a. Ritualgegenstände, Kleidung, Rollbilder und Skulpturen.
Das Symposium schloss mit „Numinosen Erzählungen: Eine kognitiv-narratologische Perspektive auf Das Heilige und andere Geistergeschichten“ von Dr. Dirk Johannsen.
Die Publikation zum Forschungssymposium
„Rudolf Otto – Religion und Subjekt“, herausgegeben von Prof. Dr. Thorsten Dietz, Direktor des Marburger Instituts für Religion und Psychotherapie, und Harald Matern. Erschienen 2012 im Theologischen Verlag Zürich.